Der Arbeitskreis Plurale Ökonomik Hamburg und monneta präsentieren:

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Programm

09.09.2021 16-18 Uhr: Staatsschulden – Status quo, Herausforderungen und Reformpotenziale

Im Zuge wiederkehrender Finanz- und Wirtschaftskrisen, wie aktuell der Corona-Krise, stellt der Staat immer wieder gigantische Mengen an Geld zur Verfügung. Doch woher kommt das Geld und welche Auswirkungen hat die Erhöhung der Geldmenge tatsächlich auf die Wirtschaft und den Finanzmarkt? Während die einen eine schnelle Rückkehr zur Einhaltung der im Grundgesetz verankerten Schuldenbremse fordern und Staatsausgaben vor allem über Steuern finanzieren wollen, weisen andere darauf hin, dass sich seit neustem die Zinsen deutscher Staatsanleihen im negativen Bereich befinden: der Staat zahlt somit weniger zurück, als er aufgenommen hat. Ansichten der Modern Monetary Theory (MMT) gehen darüber hinaus und betonen die unbegrenzten Möglichkeiten eines Staates zur Schuldenaufnahme in Eigenwährung.

Welche Probleme ergeben sich angesichts dieser Spannungen für das Euro-System? Welche Wirkungen kann es haben, die Aufnahmefähigkeit von Schulden an neue Kriterien zu knüpfen? Welche Folgen hätte dies insbesondere auf internationaler Ebene? Inwiefern spielen wirtschaftliche und währungsbezogene Voraussetzungen eine besondere Rolle für die Schuldenaufnahmefähigkeit von Staaten?

Dirk Ehnts (Pufendorf-Gesellschaft, TU Chemnitz)

Anne Löscher (Universität Siegen)

Florian Kern (Dezernat Zukunft)

Moderation: Carl Mühlbach (Fiscal Future)

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16.09.2021 16-18 Uhr: Zentralbanken zwischen Unabhängigkeit, Souveränität und demokratischer Legitimation

Der enorme Einfluss der Europäischen Zentralbank (EZB) in den Krisenverläufen seit 2008 wird selten abgestritten. Dabei zeigte sich deutlich, dass ihr Handeln essentiell für die Aufrechterhaltung des europäischen Finanzmarktes ist. Bei Beginn der COVID-Krise agierte die EZB gezielter und schneller, um Maßnahmen zu ergreifen, als es ihr in den vorherigen Krisen gelang. Ihr Handeln ist dabei stark geprägt durch ihr Mandat der Preisstabilität und von ihrer institutionellen Unabhängigkeit. Seit einigen Jahren gewinnen jedoch Forderungen nach einer Demokratisierung und Kontrolle der Zentralbankpolitik und eine Ausweitung des Mandats in Hinblick auf z.B. wirtschaftliches Wachstum an Bedeutung. Ebenso steht sie einerseits als Institution des Euro an der Spitze der Geldhierarchie in der Eurozone und sieht sich andererseits Herausforderungen durch aufkommende Digitalwährungen privater Unternehmen gegenübergestellt.

Der Finanzsektor ist in den letzten Jahrzehnten auf eine vielfache Größe der Realwirtschaft angewachsen. Wie ist diese Diskrepanz zwischen diesen Größen erklärbar und was bedeutet das insbesondere für die Machtverhältnisse? Wie können Zentralbanken die realwirtschaftlichen Herausforderungen wie nachhaltige Investitionen, Beschäftigung und soziale Gerechtigkeit angehen? Ist die EZB der Aufgabe gewachsen, dauerhaft Lösungen für zukünftige Finanzmarktturbulenzen bereitzustellen? Inwiefern ist ihr Mandat dafür ausreichend? Wer profitiert von den Maßnahmen der EZB? Wie legitim ist die Unabhängigkeit der Zentralbank vor dem Hintergrund globaler krisenhafter Herausforderungen wie beispielsweise dem Klimawandel? Ist das Mandat der Preisstabilität hinreichend, um auf Krisen zu antworten? Welche Herausforderungen bringen Digitalwährungen privater Unternehmen für das staatliche Währungsmonopol mit sich? Bieten neue Entwicklungen wie beispielsweise das digitale Zentralbankgeld CBDC eine adäquate Antwort darauf?

Jürgen Schaaf (EZB)

Helge Peukert (Universität Siegen)

Michael Peters (Finanzwende Recherche)

Moderation: Thomas Fricke (Forum New Economy)

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23.09.2021 16-18 Uhr: Der Euro und die Demokratisierung von Geld und Kredit: Währungsvielfalt als Möglichkeit für den Wandel von unten?

Vor etwa 20 Jahren ging die europäische Währungsunion an den Start mit einem bis dahin einzigartigem neuen Währungsexperiment: dem Euro, der die nationalen Währungen ablöste. Der Euro stärkt einerseits den EU-Binnenmarkt, macht Preise vergleichbar und hat die Spekulation zwischen den nationalen Währungen der europäischen Länder beendet. Auf der anderen Seite sind die währungspolitischen Handlungsmöglichkeiten reduziert worden. So kann die Währung nicht mehr national auf- oder abgewertet und die Zinssätze können national weniger variiert werden. Dadurch ist der Euro weniger flexibel und in Finanzkrisen angreifbar, wie die Euro-Krisen gezeigt haben. Mit Euros allein stehen die vielen verschiedenen europäischen Volkswirtschaften vor großen Herausforderungen. Es fehlen ergänzende Instrumente, wenn es darum geht z.B. mehr Stabilität, demokratische Teilhabe und Regionalität zu erreichen. Deshalb bauen zivilgesellschaftliche Organisationen sogenannte Komplementärwährungen wie Regional- und Unternehmenswährungen oder Zeit-Tausch-Systeme von unten auf. Sie sollen spezielle Ziele fördern wie lokale Verbundenheit, demokratische Selbstbestimmung, Solidarität unter kleinen und mittelständischen Unternehmen und Nachhaltigkeit.

Monokulturen wie die hiesigen Fichtenwälder sind viel anfälliger gegen Schädlingsbefall und veränderte Umweltbedingungen als ein Mischwald. Kann eine Vielfalt an Währungen ebenso für Krisen-Resilienz und verschiedene Möglichkeiten sorgen? Welche Chancen und Risiken bieten Komplementärwährungen? Wie können Komplementärwährungen durch staatliche bzw. supranationale Institutionen unterstützt werden? Wie kann Kreditvergabe demokratischer gestaltet werden z.B. in Genossenschaften?

Christian Gelleri (Universität Würzburg / Regios eG.)

Philipp Degens (Universität Hamburg)

Helga Koch (GLS Bank)

Moderation: Kathrin Latsch (Monneta)

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